AAR2
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2014 wurde der erste umfangreiche nationale Sachstandsbericht Klimawandel (Austrian Assessment Report 2014 – AAR14) veröffentlicht. Seit seiner Publikation hat sich vieles geändert. Darum ist aktuell der zweite Sachstandsbericht für Österreich (AAR2) in Ausarbeitung.
Ziel des AAR2 ist es, den Wissensstand zum Klimawandel in Österreich und seinen Folgen zu erheben sowie Vermeidungspotentiale und -strategien, Anpassungsmöglichkeiten und Transformationspfade aufzuzeigen. Wissenslücken sollen im Sinne einer klimaneutralen Gesellschaft geschlossen werden. Der Sachstandbericht soll im Sommer 2025 veröffentlicht werden. Das Projekt lehnt sich an die Prozesse des Weltklimarates an und ist für die Umsetzung des 13 SDG-Zieles relevant.
Die AAR2 Co-Chairs Daniel Huppmann (IIASA), Margreth Keiler (UIBK), Keywan Riahi (IIASA), Harald Rieder (BOKU) koordinieren das umfangreiche Projekt und arbeiten in den kommenden drei Jahren mit mehr als 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an dem neuen, umfassenden Klimabericht für Österreich zusammen.
Im Pressegespräch zum Auftakt des AAR2 erklären die Co-Chairs die Besonderheiten und Wichtigkeit des Berichts.
Struktur des AAR2
Detaillierte Kapitelbeschreibung:
Kapitel 1: Physikalische und ökologische Auswirkungen des Klimawandels in Österreich
Kapitel 1 legt mit der Beschreibung der physischen und ökologischen Ausprägung des Klimawandels und dessen Auswirkungen in Österreich die Basis für die folgenden Kapitel. Es beleuchtet unser Wissen über die Kräfte und Prozesse, welche in der Vergangenheit und in der Zukunft unser Klima steuern, sowie die involvierten Sphären: Atmosphäre, Kryosphäre, Hydrosphäre, Pedosphäre, Lithosphäre und Biosphäre.Kapitel 2: Klimawandel, Landnutzung, Ökosystemleistungen und Gesundheit
Kapitel 2 konzentriert sich auf den Zusammenhang zwischen Klimawandel, Landnutzung, Ökosystemdienstleistungen und Gesundheit. Das Kapitel beschreibt zunächst die Auswirkungen des Klimawandels auf terrestrische Ökosystemdienstleistungen und diskutiert die Auswirkungen auf bereitstellende, regulierende und kulturelle Dienstleistungen. Darüber hinaus werden Vermeidungs-Verlagerungs-Verbesserungsstrategien (Avoid-Shift-Improve) im Landsystem bewertet, um den Klimawandel abzuschwächen und sich daran anzupassen. Dazu gehören die Reduzierung von Angebot und Nachfrage, die Umstellung auf eine gesunde pflanzliche Ernährung, die Verbesserung der land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung und die Verbesserung der Kohlenstoffsenke von Ökosystemen. Abschließend befasst sich das Kapitel mit Konflikten und Rahmenbedingungen, die mit diesen Bemühungen verbunden sind.Kapitel 3: Bebaute Umwelt und Mobilität
Urbane Dichte, insbesondere in Verbindung mit smarter Planung, geht mit geringeren CO2-Emissionen einher, führt jedoch oft zu wichtigen Abwägungen im Hinblick auf die Auswirkungen von städtischen Hitzeinseln, den Zugang zu Grünflächen und bestehende Normen. Die Elektrifizierung von Gebäuden und Verkehrsmitteln stellen einen entscheidenden Hebel zur Emissionsreduzierung dar, insbesondere wenn sie mit einer weiteren Dekarbonisierung des Stromnetzes kombiniert wird. Aufgrund der geringen Renovierungsraten von Gebäuden und deren langen Lebensdauer, sind zusätzliche Maßnahmen, die starke Anreize zur Emissionsreduktion setzen bzw. die Emissionen direkt regulieren, unerlässlich, um die Klimaziele zu erreichen.Kapitel 4: Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen in einer klimaresilienten Wirtschaft durch Materialien, Arbeit und Energie
Diesem Kapitel liegt die Vorstellung zugrunde, dass die Wirtschaft ein „Bereitstellungssystem“ ist: Um letztlich Wohlstand zu fördern, werden Güter und Dienstleistungen bereitgestellt, um verschiedene Endnachfragen zu befriedigen, wie z. B. Energie oder materielle Dienstleistungen. Diese Güter und Dienstleistungen sind mit einem bestimmten Ressourcenbedarf verbunden (in Form von Material, Energie und Arbeit). Das Wirtschaftssystem ist sowohl Verursacher von Treibhausgasemissionen als auch von Klima und globalen Wandel betroffen und bietet somit Chancen und Herausforderungen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel.Kapitel 5: Steuern der nachfrageseitigen Transformation hin zu Netto-Null
Kapitel 5 befasst sich mit den Verhaltens- und Entscheidungsprozessen von Individuen in ihren verschiedenen Rollen als Bürger:innen, Haushalte, Firmen und Gemeinschaften in Bezug auf Emissionsreduktion und Klimawandel Anpassung. Ausgehend von den derzeitigen Infrastrukturen und Technologien, rechtlichen Rahmenbedingungen, sozialen Normen und Werten wird in diesem Kapitel der Spielraum für eine Änderung der Entscheidungsprozesse in Richtung einer Net-Zero Transformation bewertet. Soziale und politische Akzeptanz sind Schlüsselfragen für die Durchführbarkeit einer solchen Transformation und werden zusammen mit Prozessen auf aggregierter Ebene, wie z. B. sozialen Kipppunkten, analysiert.Kapitel 6: Klima-Governance: Politische, rechtliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte
Kapitel 6 behandelt die politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte der Klima-Governance aus einer interdisziplinären Perspektive. Es beginnt mit einer Beurteilung des rechtlichen Rahmens und der internationalen Verpflichtungen für die österreichische Klimapolitik. Darauf folgt eine Bewertung der Rolle von Institutionen und Akteuren sowie der Frage, wie Macht die Bedingungen und Prozesse der Klima-Governance prägt. Anschließend wird eine integrierte Bewertung bestehender politischer Instrumente für Klimaschutz und -anpassung sowie eine Bewertung der Rechtsmittel der Klimahaftung anhand ausgewählter Klimaklagen vorgenommen. Budget- und Finanzierungsaspekte sowie der Investitionsbedarf für Klimaschutz und -anpassung sowie die Kosten des (Nicht-)Handelns werden ebenfalls adressiert. Schließlich wird die Literatur zu verschiedenen gesellschaftlichen Aspekten wie Verteilung und Gerechtigkeit, Migration, Bildung und Medien im Kontext der Klimakrise untersucht.Kapitel 7: Die österreichischen Alpen als multidimensionaler Betrachtungsraum
Kapitel 7 beinhaltet eine Bewertung der Auswirkungen des Klimawandels im österreichischen Alpenraum, insbesondere in Hinblick auf den Wasserkreislauf, auf Extremereignisse, Biodiversität, Schutzgebiete, Siedlungen, Demografie sowie Wirtschaftssektoren wie Landwirtschaft, Energie, Tourismus und Mobilität. Das Kapitel befasst sich mit den spezifischen Anpassungserfordernissen für eine klimaresistente Gesellschaft und zeigt Wege für eine effektive Umsetzung auf. Das Kapitel schließt mit identifizierten Schlüsselrisiken, die die wichtigsten Möglichkeiten einer Transformation zur Klimaneutralität in dieser bedeutenden und sensiblen Region aufzeigen.Kapitel 8: Transformationspfade
Kapitel 8 erarbeitet basierend auf dem österreichischen Treibhausgasbudget, sektoralen Emissionsvermeidungs- und Adaptionsmaßnahmen sowie holistischer und sektoraler Szenarien für verschiedene qualitative Transformationspfade. Hierbei werden idealtypisch Effizienz- und Suffizienzmaßnahmen zusammengefasst, die separat nicht imstande sind, Klimaneutralität 2040 zu erreichen. Basierend auf einer Plausibilitätsprüfung werden breitere und (wenn möglich) gesellschaftlich akzeptierte Maßnahmenbündel erarbeitet, die in einem geplant-besser Transformationspfad zur Erreichung der Klimaneutralität 2040 zusammengeführt werden.
Bei Interesse und Fragen wenden Sie sich gerne an: aar2-tsu@list.boku.ac.at
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds im Rahmen des 14. Austrian Climate Research Programms gefördert.
Beteiligte Institutionen
Fördergeber